Die Frage nach der Sinnhaftigkeit gewisser Abkürzungen stellt sich bei sehr vielen Manuskripten. Selbstverständlich gibt es für viele Abkürzungen gute Gründe. Dasselbe gilt auch für die Tatsache, dass manche Abkürzungen durch neue Detailebenen immer länger und komplexer werden. Insbesondere im amerikanischen Englisch jedoch übersteigt der Gebrauch von Abkürzungen häufig jedes vernünftige Maß. Dieser Umstand wiederum weckt bei hiesigen Autoren einen gewissen Nachahmungstrieb, der dazu führt, dass Abkürzungen heute fast schon als Stilmittel aufgefasst werden.
Besonders fragwürdig sind manche Abkürzungen, die von Autoren erfunden wurden. Oft zeigt sich nämlich bei genauerer Betrachtung, dass sie überhaupt keine Funktion besitzen. Vielmehr würden sich mit etwas Gedankenarbeit viel anschaulichere und ebenso prägnante Formulierungen in Volltext anbieten. Erfundene Abkürzungen tragen nur dann zur Klarheit bei, wenn sich die ausgeschriebene Version nicht kürzer fassen lässt und zur häufigen Verwendung im Fließtext zu umständlich ist – wenn also andere wichtige Aussagen mühsam rund um diese feststehende Wortkombination formuliert werden müssten.
Alle anderen Motive sind der Transparenz und Lesefreundlichkeit nicht förderlich, sondern stiften tendenziell Verwirrung. Der Leser hat primär kein Interesse an Abkürzungen. Ihm ist gleichgültig, wie gut sich der Autor in den eigenen Abkürzungen zurechtfindet. Jeder rationale und kritische Umgang mit Abkürzungen kann somit nur einen Gewinn darstellen. Die Auswüchse auf diesem Gebiet sind vielfältig und undurchsichtig. Generell sollte man stets versuchen, die Zahl der Abkürzungen pro Manuskript auf ein vernünftiges Mindestmaß zu beschränken. Selbstverständlich können aber die Anforderungen je nach Fachgebiet und Thema sehr unterschiedlich sein.
Gute Praxis ist es, alle Abkürzungen im Abstract und Textkorpus jeweils einmal separat einzuführen. Die Einführung im Abstract ist also gegebenenfalls gleich in der Einleitung zu wiederholen. Einmal eingeführt, sollte die Abkürzung konsequent verwendet werden. Erst im späteren Verlauf der Diskussion oder Schlussfolgerung kann sich ein Rückgriff auf die ausgeschriebene Form anbieten. Je nach Text kann dies in manchen Fällen den »Ausklang verschönern«.
Auch Standardabkürzungen sind nicht immer und überall sinnvoll. Nicht selten vermittelt ihr Gebrauch den Eindruck, dass der Autor sie zumindest erwähnt, weil er sich dazu verpflichtet fühlt. Inwieweit diese Logik berechtigt ist, lässt sich nur im Einzelfall entscheiden. Grenzfälle dieser Art wären etwa, wenn ein Begriff mit dazugehöriger Abkürzung im ganzen Text nur ein einziges Mal erwähnt wird. Hier stellt sich nämlich die Frage, ob man dem Leser nicht vielmehr suggeriert, dass er sich etwas einprägen soll, was er zum Verständnis der vorliegenden Arbeit überhaupt nicht mehr benötigt.
Denn Gedächtnisübungen gehören mit zum Letzten, was wir in einem wissenschaftlichen Manuskript benötigen. Ähnlich verhält es sich mit Abkürzungen von Begriffen, die nur wenige Male verstreut im Text vorkommen. Auch hier sollte man in Erwägung ziehen, die Abkürzung besser gleich einzusparen, wobei die Entscheidung im Einzelfall durchaus wieder anders lauten kann.
Auch sollte der Autor im Umgang mit Standardabkürzungen nicht die eigene Vertrautheit mit der Materie zum Maßstab für den Leser machen. Fragen Sie sich also bei jeder (echten oder vermeintlichen) Standardabkürzung, ob diese mit Rücksicht auf den potenziellen Leserkreis notwendig und sinnvoll ist. Manchmal werden Sie zu dem Schluss gelangen, dass die Abkürzung nicht vermeidbar ist. Oft aber wird die Schlussfolgerung anders lauten.
Manche Standardabkürzungen wiederum sind so weit Allgemeingut, dass gar keine Notwendigkeit besteht, zur Erläuterung immer wieder die ausgeschriebene Form zu zitieren. Im Deutschen kommt hinzu, dass Abkürzungen für manche englischen Kunstbegriffe (wir denken etwa an gewisse Wachstumsfaktoren) die eigentliche Hauptform darstellen, während die volle englische Bezeichnung im Deutschen sperrig, unverständlich und ungebräuchlich bleibt. Somit hat die Hyperkünstlichkeit mancher Übersetzungsversuche in solchen Fällen oft keinen praktischen Wert.
Wir können hier nur einzelne Facetten dieses Themenkomplexes aufzeigen. Tatsache ist, dass sich die Frage nach dem bestmöglichen Umgang mit bestimmten Abkürzungen bei fast jedem Manuskript stellt, das wir bearbeiten. Und jeder dieser Fälle ist letztlich anders gelagert, sodass wir Patentrezepte ohnehin nicht anbieten können. Generalisieren wollen wir lediglich dahingehend, dass Probleme in den meisten Fällen dadurch entstehen, dass zu viel abgekürzt wird. Das umgekehrte Szenario ist vergleichsweise selten.
Im Gegensatz zu Abbildungen betrachten wir Tabellen als integralen Bestandteil der Textverarbeitung. Auch wenn ihr Stellenwert je nach Arbeit variieren kann, sind Tabellen insgesamt von überragender Bedeutung für wissenschaftliche Manuskripte. Es gibt keine anschaulichere Form der Datenpräsentation. Entsprechend ausgiebig werden Tabellen zur Beschreibung von Resultaten und Methoden genutzt. Oft gewinnt man dennoch den Eindruck, dass unter den verbleibenden Aussagen im Fließtext immer noch etliche besser in einer Tabelle aufgehoben wären.
Wir wissen, dass Entscheidungen zwischen Text und Tabelle eine schwierige »Gewissensfrage« sein können. Auf jeden Fall sollte der Autor selbstkritisch hinterfragen, ob er bestimmte Passagen nur deshalb in Textform fasst, weil sonst der geforderte Textabschnitt zu kurz geraten würde. Diese Logik kann im Einzelfall durchaus berechtigt sein, wenngleich wir ausgezeichnete Manuskripte kennen, die zur Beschreibung der Resultate mit sehr wenig Text auskommen.
Selbst wenn man sich im Einzelfall für Text entscheidet, können immer noch tabellarische Denkmuster wertvolle Dienste leisten. Wenn man akzeptiert, dass optimal durchdachte Tabellen zur Präsentation von Studienresultaten stets übersichtlicher sind als der beste Text, ist es nur konsequent, dass man unabhängig von der getroffenen Wahl die Hauptarbeit zunächst in eine aussagekräftige Tabelle investiert. Erst mit dieser Tabelle vor Augen sollte dann der Text formuliert werden.
Dieser Text wiederum sollte möglichst aus parallel konstruierten Sätzen bestehen. Gerade bei der Beschreibung von komplexen Gruppenvergleichen sollte man jeweils die erste Satzkonstruktion gut überlegen und die vergleichenden Aussagen weitgehend identisch nachführen. Das Prinzip der »eleganten stilistischen Abwechslung« ist für Textabschnitte dieser Art besonders unangebracht.
Wie schon in einem anderen Zusammenhang angesprochen, sind die Resultate oft ein besonders guter Ausgangspunkt zum Verfassen von Manuskripten. Das Gute daran ist, dass die Einzigartigkeit der Studie im Hinblick auf den Studienaufbau, die ausgewerteten Parameter und die Neuheit der Ergebnisse den Autor von Beginn an zwingt, zu einer angemessenen sprachlichen Authentizität zu finden. Diese sollte sich dann im weiteren Verlauf des Schreibens mit Gewinn auf die anderen Textabschnitte übertragen lassen.
Oft sind also gute Tabellen ein Ausgangspunkt für gute Manuskripte. Hinzu kommt, dass viele Begutachter im Peer-review-Prozess neben dem Abstract und eventuellen Abbildungen zunächst ein Auge auf die Tabellen werfen. Den Textkorpus lesen sie erst danach. Schon deshalb gehören gut durchdachte und übersichtliche Tabellen zu den wirksamsten Aushängeschildern eines Manuskripts.
Unsere Erfahrungen mit Gruppenbezeichnungen lassen wenig Raum für Zweifel, dass aufzählende Bezeichnungen (also Gruppe 1/2 oder A/B) nicht hilfreich sind. Dass dem Leser die Zuordnung leicht fällt, ist nämlich alles andere als selbstverständlich. Besonders deutlich wird diese Tatsache, wenn man den Ansatz ein Stück weiterführt und Untergruppen mit Namen wie 1A/1B/2A/2B versieht. Vier Gruppen nach dieser Nomenklatur können den Leser bereits restlos überfordern. Ihre Zuordnung kann selbst bei hochkonzentrierter Lektüre (wie zur Übersetzung, redaktionellen Bearbeitung oder formalen Begutachtung) von einem aufs andere Mal schwierig sein.
Für uns ist dies ein weiterer Beweis dafür, wie deutlich die subjektive Wahrnehmung des Autors von jener des Lesers abweichen kann. Die Missverhältnisse aus diesen Diskrepanzen sind interessant. Sehr oft überschätzen Autoren nämlich in vielen Belangen der Textgestaltung das Maß an Ausführlichkeit, das sie dem Leser zu schulden glauben (siehe auch hier). Umgekehrt zeigt sich aber gerade bei Abkürzungen oder Gruppenbezeichnungen eine gegenläufige Tendenz, die mit großer Selbstverständlichkeit eine nicht existente Merkfähigkeit voraussetzt.
Besser als Gruppe 1/2 oder A/B sind deskriptive Minimalvarianten wie »Behandlungsgruppe« und »Kontrollgruppe«. Zwar sind solche Lösungen immer noch nicht optimal, die Erfahrung zeigt aber, dass sie manchen Szenarien angemessen sein können. Alle Verkürzungen dieser Art dienen ja der Vermeidung von langen Bezeichnungen, die zwar optimal anschaulich wären, aber feste Wortkombinationen erfordern, die beim Formulieren anderer Aussagen im Weg stehen würden. Als Notbehelf und zweitbeste Lösung wären somit auch Abkürzungen nicht unlogisch. Jedenfalls sind Abkürzungen immer noch deskriptiver als willkürliche Aufzählungen nach einem numerischen oder alphanumerischen Schema.
Grundsätzlich ist es aber vorteilhaft, wenn der Autor lange und gründlich nach deskriptiven Gruppenbezeichnungen sucht, die alle relevanten Gruppenunterschiede anschaulich und dennoch prägnant illustrieren. Mit ein Grund für die Unsicherheiten, mit denen wir immer wieder konfrontiert sind, ist die Tatsache, dass die deskriptive Bezeichnung im Deutschen meist hinter dem Wort »Gruppe« steht, während sie im Englischen vorangestellt wird. Hiesige Autoren experimentieren im Englischen häufig mit nachgestellten Versionen und merken zwar, dass diese nicht gut klingen, ziehen hieraus aber nicht mehr die Konsequenz, dass man die Wortstellung besser vertauschen sollte.
Greifbare Unsicherheiten beobachten wir auch hinsichtlich der Frage, wann welche Zahlen in Ziffern oder Worte gefasst werden sollen. Im Deutschen gilt bei allgemeinsprachlichen Texten als Faustregel, dass man einsilbige Zahlwörter (also null bis zwölf) ausschreibt. Im Englischen gibt es keine einheitliche Regelung: Nach der Konvention der University of Chicago Press werden alle Zahlen unter 100 ausgeschrieben, zahlreiche Verlage folgen aber einer anderen Konvention, die nur Zahlen unter 10 ausschreibt.
Diese fehlende Einheitlichkeit im Englischen erinnert an die Situation bei der Groß- und Kleinschreibung in Überschriften. Interessant ist die überraschend strenge Regel, wonach im Englischen kein Satz mit einer numerischen Zahl beginnen darf. Diese strikte Haltung wird so weit getrieben, dass ausdrücklich ein Umformulieren von Sätzen empfohlen wird, die mit einem hohen Zahlenwert beginnen, nur damit dieser nicht ausgeschrieben werden muss. Im Deutschen sehen wir diesen Sachverhalt ausnahmsweise unkomplizierter: Sätze dürfen bei uns gern mit numerischen Zahlen beginnen.
Weder im Englischen noch im Deutschen halten diese Faustregeln mit letzter Konsequenz, und bei wissenschaftlichen Texten ist eine durchgängige Logik der Handhabung noch schwieriger zu erreichen. Wichtig ist stets, dass man Gleichartiges auch gleichartig markieren sollte. Unseres Erachtens hat diese Forderung eine ganz bestimmte Konsequenz für wissenschaftliche Manuskripte – nämlich dass sich Zahlen, die im weitesten Sinn der Datenpräsentation dienen, von Zahlen in ergänzenden Nebenbemerkungen auch in optischer Hinsicht abheben dürfen und sollen.
Folglich besteht unsere Logik darin, im Dienst der Datenpräsentation auch absolute Zahlenwerte im unteren Wertebereich als Ziffern darzustellen. Somit kann es in wissenschaftlichen Texten schon einmal vorkommen, dass im selben Satz einmal »2« und einmal »zwei« steht. Neben dem Präsentationsaspekt kann auch eine Rolle spielen, inwieweit der Maximalwert nach oben offen ist. Immerhin wurde das arabische Zahlensystem nicht eingeführt, um damit die Anzahl der menschlichen Ohren zu beschreiben.
Die Ziffer 1 ist insofern ein Sonderfall, als neben der Abgrenzung gegen das Zahlwort noch die Abgrenzung gegen die Funktion des unbestimmten Artikels erforderlich werden kann. Interessanterweise ist gerade dieser letztere Fall nicht immer ganz einfach zu lösen.
Gegenstand greifbarer Unsicherheiten ist auch die Erzählperspektive, also die grammatische Person des Autors. Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr. Denn gleichgültig welche Behauptungen hierzu verbreitet werden: Ein Patentrezept für die Erzählperspektive in wissenschaftlichen Arbeiten existiert nicht. Keine der möglichen Lösungen ist optimal. Folglich ist auch jede denkbare Variante anfällig für Kritik von unterschiedlichen Seiten.
Jede Form in der ersten Person (Singular oder Plural) kann als Indiz für unwissenschaftliche Subjektivität gedeutet werden, jede Form in der dritten Person als Beleg für technokratische Unpersönlichkeit. Beschreitet man den Weg der diplomatischen Abwechslung, folgt der Vorwurf von Inkonsequenz. Entscheidet man sich für das Passiv, winken Oberlehrer mit der Stilfibel. Die Ich-Form kann als Indiz für Egomanie gedeutet werden, die Wir-Form als Beleg für Größenwahn. Pluralformen können als Distanzierung des Autors von eigenen Äußerungen interpretiert werden, Singularformen den Verdacht nähren, dass der Beitrag von Helferlein nicht hinreichend gewürdigt wurde.
Abgesehen von Unterstellungen dieser Art existieren auch reale Vor- und Nachteile. Vorteilhaft an Passivkonstruktionen ist vor allem, dass sie die Erzählperspektive wirksam objektivieren, indem sie das Objekt zum Subjekt machen. Nachteilig an diesen Konstruktionen ist ihr kleineres Fassungsvermögen für nachträgliche Ergänzungen.
Vorteilhaft an der dritten Person (meist im Plural als »die Autoren«) ist einerseits, dass diese Form eine breite Akzeptanz genießt und in Kreisen der medizinischen Forschung am ehesten als Nonplusultra unter den wissenschaftlichen Erzählperspektiven gilt. Praktische Vorteile sind die Aktivkonstruktionen mit ihrer größeren Direktheit und Ausgestaltbarkeit sowie die Möglichkeit der Abwechslung mit entsprechenden Personalpronomina.
Ihr größter Nachteil ist, dass bei allzu dogmatischer Anwendung immer wieder die Gefahr einer Verwechslung mit anderen Personen oder Arbeitsgruppen auftreten kann. Wenn etwa neben eigenen Resultaten auch Ergebnisse aus der Literatur diskutiert werden, ist große sprachliche Sorgfalt geboten, um dieser Gefahr auszuweichen.
Uns erscheint nach Abwägung aller Gesichtspunkte die Wir-Form als vorteilhafteste Erzählperspektive. Erstens fördert sie direkte und ausbaufähige Satzkonstruktionen. Zweitens schließt sie niemanden aus. Drittens vermeidet sie das Risiko von Verwechslungen, wenn gleichzeitig von anderen Einzelpersonen oder Gruppen die Rede ist.
Hinzu kommt, dass sich die Erzählperspektive keineswegs als reine Monokultur präsentieren muss. Bei aufkeimendem Überdruss mit der Wir-Form sind auch Mischformen mit der dritten Person möglich, wobei letztere wieder gut mit Pronominalkonstruktionen kombinierbar sind. Auch Passivkonstruktionen bieten sich immer wieder mit größter Selbstverständlichkeit an. Wichtig ist lediglich, dass die Abwechslung innerhalb von lokalen Geltungsbereichen schlüssig ist und keine Verwechslungen entstehen können.
Selbstverständlich gibt es auch Fälle, in denen Einzelautoren mit Fug und Recht den Singular verwenden. Hier würden wir stets die Ich-Form bevorzugen. Die fast schon dissoziativ anmutende Künstlichkeit der dritten Person in diesen Szenarien begeistert uns wenig, auch wenn dies letztlich eine Geschmacksfrage ist.
»Political Correctness« ist in den englischsprachigen Ländern schon lange Gegenstand von kontroversen Diskussionen. Der Begriff war dort schon umstritten, als er bei uns noch unbekannt war, und an seiner Entstehung waren auch kulturspezifische Entwicklungen beteiligt. Im Deutschen wiederum existiert ein gewisser historischer Hang zu unschönen Sprachblüten, die in vergangenen Jahrzehnten ähnlich thematisiert wurden wie PC-Themen im englischsprachigen Raum. Trotz enormer Fortschritte sind aber Restbestände dieser Tradition bei uns immer noch präsent. Gerade die medizinische Fachsprache war davon nie ganz frei.
Nun arbeiten Verfechter wie auch Gegner der Political Correctness mit zahlreichen überzogenen Argumenten. Die Gegner verteidigen traditionelle Sprachkonventionen, was nicht immer falsch ist, während sich die Befürworter auf legitime Sensibilitäten berufen, was natürlich ebenfalls nicht immer falsch ist. Diskussionen dieser Art sind ideologisch und emotional belastet. Je stärker sie das nötige Maß an Rationalität und Objektivität vermissen lassen, umso schneller gerät auch Otto Normalautor unter die Räder, der nichts Böses im Schild führt.
Auf einer grundsätzlichen Ebene geben wir zu bedenken, dass ein Hang zur Political Correctness gegenüber sporadischen Anleihen aus dem Sprachschatz des Unmenschen immer noch das geringere Übel darstellt. Eine weitere prinzipielle Feststellung wäre, dass wir alle gut beraten sind, unsere Sprachgewohnheiten dann und wann nach unschönem Ballast zu durchforsten. Und dabei dürfen sehr wohl auch fachsprachliche Konventionen hinterfragt werden. Ob die Political Correctness so weit gehen soll, dass wir alle Österreicher weißer Hautfarbe kurzerhand zu »Kaukasiern« erklären, ist wieder eine andere Frage.
Ferner behalten wir in Zweifelsfällen dieser Art stets die Forderung vieler hochspezialisierter Fachjournale im Auge, wonach eingereichte Manuskripte auch Spezialisten aus anderen Fachgebieten und sogar interessierten Laien zugänglich sein sollten. Denn die Idee einer überzogenen Jargonisierung lässt sich nicht nur auf intransparentes Fachvokabular anwenden, sondern kann auf alle Ausdrucksmittel übertragen werden, die Außenstehenden eher befremdlich erscheinen müssen.
Letzten Endes kann uns diese strittigen Entscheidungen niemand abnehmen. Wir können aber unsere Hausaufgaben machen und verschiedene Sichtweisen rational gegeneinander abwägen. Auf diese Weise können wir in Grenzfällen der Argumentation wenigstens den Vorwurf der Gedankenlosigkeit entkräften.
© 2009-07-14 Wilfried Preinfalk. Alle Rechte vorbehalten.